Forward bend in yoga: why slightly bent knees are better for your back

Vorwärtsbeugen gehören zu den bekanntesten Haltungen im Yoga. Sie gelten als beruhigend, dehnend und regenerierend. In vielen klassischen Yoga-Ansätzen wird dabei großer Wert auf gestreckte Beine gelegt – aus ästhetischen oder traditionell geprägten Gründen. Doch biomechanisch betrachtet ist diese Ausrichtung meistens nicht zielführend. Im Gegenteil: Wer dauerhaft mit durchgestreckten Beinen in eine Vorbeuge geht, riskiert eine Reduktion der Hüftmobilität – gerade bei Menschen, die im Alltag ohnehin viel sitzen. 

Klassische Vorwärtsbeuge: Die Beine gestreckt und der Rücken lang?

Im klassischen Yogaunterricht wird häufig empfohlen, die Beine ganz durchzustrecken, die Oberschenkel anzuspannen und den Rücken lang zu halten, um dann aus dem Becken nach vorne zu klappen. Diese Variante zielt vor allem auf die Dehnung der Oberschenkelrückseiten (Hamstrings) ab.

Was passiert dabei biomechanisch? Das Becken kippt nach vorne, wodurch die hintere Muskelkette, insbesondere die Oberschenkelrückseiten, stark gedehnt werden. Für viele Yogis ist das Ziel, die Hamstrings zu dehnen. Das sieht auch elegant aus und wird oft als Maßstab für Flexibilität genommen.

Aber: Warum ist das häufig keine sinnvolle Dehnung?

In Wahrheit sind die Oberschenkelrückseiten bei den meisten Menschen nicht verkürzt, sondern oft überdehnt und verspannt. Warum? Weil wir im Alltag viel sitzen und dadurch unser Becken häufig nach vorne kippt – was die Hamstrings in eine ständige Überlänge bringt. Diese Dauerbelastung führt zu Verspannungen und Unausgeglichenheit.

Das bedeutet, dass wir durch die klassische Vorwärtsbeuge die Oberschenkelrückseiten zwar weiter dehnen, aber das Problem nicht lösen, sondern oft verschlimmern. Die Dauer-Dehnung kann die Verspannungen sogar verstärken.

Der untere Rücken braucht mehr Aufmerksamkeit

Viel wichtiger als die Oberschenkelrückseiten ist der untere Rücken. Die meisten von uns haben dort zu viel Spannung und Verkürzungen – durch langes Sitzen, Fehlhaltungen und Bewegungsmangel.

Und hier setzt die modifizierte Vorwärtsbeuge mit leicht gebeugten Knien an: Indem du deine Knie beugst, kannst du dein Becken nach hinten rollen, wodurch sich der untere Rücken sanft dehnt und die Oberschenkelrückseiten statt in eine Dehnung in eine Anspannung gehen. Diese Kombination aus Dehnung und sanfter Kräftigung der Oberschenkelrückseiten ist für die meisten Yogapraktizierenden wesentlich zielführender für eine gute Hüftmobilität.

So übst du die Vorwärtsbeuge richtig – mit gebeugten Knien

  1. Beuge die Knie leicht, sodass du dein Becken kontrolliert nach hinten rollen kannst.
  2. Richte deinen Fokus auf einen runden unteren Rücken, indem du den Bauchnabel leicht zur Wirbelsäule ziehst.
  3. Lasse den Oberkörper „nach vorne hängen“, ohne zu versuchen, die Beine zu strecken.
  4. Spüre, wie sich die Dehnung nicht mehr an den Oberschenkeln zeigt, sondern im unteren Rücken. Lasse dabei das Gesäß los.
  5. Die Oberschenkelrückseiten arbeiten jetzt unterstützend (statt Gesäß und Oberschenkelrückseitenmuskulatur), um das Becken in einer neutralen Position zu halten.

Warum du mit dieser Variante doppelt gewinnst

  • Du löst Verspannungen im unteren Rücken, die bei vielen Menschen die Hauptursache für Beschwerden sind.
  • Deine Oberschenkelrückseiten werden nicht mehr überdehnt, sondern aktiv gestärkt, sodass sie das Becken stabilisieren können.
  • Du förderst durch die Kombination aus Gesäß lösen, Anspannung in den Oberschenkelrückseiten und Dehnung des unteren Rückens die Innenrotation des Beckens. Diese Bewegung ist bei den meisten Erwachsenen stark limitiert (mehr zu diesem Thema findest du auch in meinen Kursen (Unlock your Pelvis for Women & Unlock your Pelvis for Men))
  • Durch die Verbesserung der Rotationsfähigkeit wirst du langfristig automatisch “tiefer gehen können” in der klassischen Vorwärtsbeuge, denn bei Yogis ist selten die Länger der Oberschenkelrückseitenmuskulatur limitierend in der Vorwärtsbeuge. I.d.R. ist es die Hüftmobilität

Gerne kannst du dir die korrekte Ausrichtung und Erklärung anhand eines Skeletts auch in einem kurzen dazu aufgenommenen Youtube Video von mir anschauen:

Ein Tipp für deine Praxis

Lass dich nicht davon entmutigen, wenn du in der neuen Variante zunächst „weniger“ Dehnung spürst oder wenn dein Körper erst lernen muss, sich zu entspannen. Gerade bei viel Verspannung reagiert der Körper erst langsam. Mit regelmäßiger Übung wirst du mehr Beweglichkeit und mehr Lockerheit spüren.

Fazit: Funktionale Vorwärtsbeuge statt klassischer Optik

Yoga ist keine Show, sondern deine gesunde Bewegungspraxis. Die Vorwärtsbeuge mit gebeugten Knien und rundem Rücken ist für die meisten Menschen nachhaltiger, gesünder und funktionell sinnvoller als die klassische Variante mit gestreckten Beinen. 

Probier es aus, spüre hinein und gib deinem Körper die Möglichkeit, den unteren Rücken zu entlasten und zu stärken. Wenn dir dieses Thema gefällt, schau gerne auch meine Videos auf YouTube an und abonniere meinen Kanal für mehr Yoga-Biomechanik-Tipps.

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