Der Unterschied zwischen Beweglichkeit & Flexibilität
Yoga ist eine hervorragende Methode, um die Beweglichkeit und Flexibilität zu verbessern. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden diese Begriffe häufig gleichgesetzt, obwohl sie unterschiedliche Dinge bezeichnen. Die Flexibilität bezieht sich auf die maximale Fähigkeit eines Muskels mit den darum liegenden Bändern und dem Gewebe, sich zu dehnen. Es bezeichnet damit den maximalen passiven Bewegungsradius (Wie weit kann ich dich in eine Position „reindrücken“). Beweglichkeit hingegen bezieht sich auf die Fähigkeit der Gelenke, sich in vollem Umfang zu bewegen und bezeichnet damit den aktiven Bewegungsradius.
Ein Mensch kann sehr flexibel sein, aber dennoch eine eingeschränkte Beweglichkeit aufgrund von Schwächen oder Steifheiten in den Gelenken haben. Nur die Kombination von Flexibilität mit Kraft ergibt eine hohe Beweglichkeit. Im Yoga kann durch lang gehaltene, passive Positionen, die das eigene Körpergewicht nutzen, um über die Zeit tiefer in die Dehnung hineinzugehen, an der Flexibilität gearbeitet werden (z.B. Yin Yoga). Wenn Asanas aktiv gehalten werden und nur Bewegungen ausgeführt werden, die der Praktizierende noch aktiv kontrollieren kann, arbeiten wir an der Beweglichkeit.
Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist ein Spagat. Es gibt viele Yogapraktizierende, die nach geeignetem Aufwärmen in der Lage sind in einen Spagat hineinzurutschen (Flexibilität). Die Wenigsten sind allerdings in der Lage kontrolliert in den Spagat rein und rauszurutschen ohne dabei ihre Hände zu benutzen (Beweglichkeit).
Meine Stunden fördern vornehmlich die Arbeit an der Beweglichkeit, da die meisten Menschen eine wesentlich höhere Flexibilität als Beweglichkeit haben. Zudem können kontrolliert durchgeführte Bewegungen sicher ausgeführt werden und damit Verletzungen vorgebeugt werden. Das „Reinhängen“, „Reindrücken“, „Reinlegen“ in die Flexibilität ist i.d.R. eine Kompensationsstrategie, die wir nutzen, um einen fehlenden, aktiven Bewegungsradius auszugleichen.
Aus diesem Grund arbeiten wir in meinen Yogastunden überwiegend mit aktiv geübten Asanas, um sanft Kraft aufzubauen und den aktiven Bewegungsradius zu erweitern.
Die Besonderheit meiner Yogastunden liegt darin, dass ich für den Aufbau und Erhalt der Beweglichkeit der Hüftgelenke auf viele Übungen zurückgreife, die nicht aus dem Yoga kommen. Dies hat den Grund, dass biomechanisch betrachtet die heute geübten Yogaasanas einen unausgeglichenen Bewegungsradius der Hüftgelenke mit einem Fokus auf die Auswärtsrotation trainieren. Deshalb binde ich in meinen Unterricht vermehrt Übungen zur Förderung der Einwärtsrotation als Ausgleich ein.
Die Anleitung der Ausrichtung in den Asanas sorgt dabei ebenfalls dafür, dass wir an der Beweglichkeit anstatt der Flexibilität arbeiten. Beispielsweise sei hier die Ausrichtung des Beckens genannt in den Kriegerpositionen oder die Aktivierung der Arm- und Schultermuskulatur in Adho Mukha Virasana (gestreckte Kindshaltung) sowie das Nutzen von Hilfsmitteln zum Einhalten bestimmter Bewegungslinien, z.B. beim Heben und Senken der Fersen in Tadasana (Berghaltung).